Illegale Geschäfte bei Mercedes?
 
 
 
 
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  Illegale Geschäfte bei Mercedes?

Illegale Geschäfte bei Mercedes?

Der Gewinn stürzt ab, Kunden klagen über Qualitätsmängel, Testfahrer bauen Unfälle mit tödlichem Ausgang, Manager betrügen: Ausgerechnet die wichtigste Sparte des Daimler-Chrysler-Konzerns, die Mercedes Car Group (Mercedes, Maybach, Smart), muss um ihr Ansehen fürchten. Nun hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart an diesem Mittwoch auch noch 13 Wohnungen und Gewerberäume von Mercedes-Mitarbeitern in Berlin, München und Stuttgart durchsucht und zahlreiche Unterlagen sichergestellt; und eine Konzernsprecherin muss das Gerücht abwehren, auch die Zentrale in Stuttgart sei Ziel der Beamten gewesen.

Graue Geschäfte Der Schaden, den die Affäre um Untreue, Betrug und Bestechlichkeit dem Unternehmen beibringt, ist noch nicht zu übersehen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen elf Personen. Die meisten von ihnen sollen eigene Mitarbeiter sein. Angeblich haben sich die Verdächtigen zu Lasten des Konzerns bereichert. Es geht wohl vor allem um so genannte Graumarktgeschäfte. Bei solchen Geschäften werden Neuwagen an den offiziellen Absatzwegen vorbei verkauft. Wie die Fälle im einzelnen liegen, wollen bislang weder Daimler-Chrysler noch die Staatsanwaltschaft erläutern. Doch offenbar haben Graumarkthändler Fahrzeuge als Dienstwagen für den eigenen Fuhrpark bestellt und dafür hohe Rabatte bekommen. Anschließend exportierten sie die Wagen jedoch ins Ausland. Dort aber arbeiten Mercedes-eigene Importeure oder Händler, denen der Konzern garantiert, dass sie die Fahrzeuge exklusiv verkaufen dürfen. So bleibt der Preis stabil. Die Konkurrenz durch die Graumarkthändler bedroht diese Sicherheit. Gleichzeitig steigt deren Gewinn wegen des zuvor gewährten Nachlasses deutlich über jenen der regulären Händler. Verboten sind solche Geschäfte nicht, doch sie verstoßen gegen die Unternehmensrichtlinien. Manager entlassen Hinweise auf Unregelmäßigkeiten gab es offenbar schon seit längerem. Jedenfalls ermittelten die Konzernsicherheit und auch die Konzernrevision, bevor sie die Fälle Anfang des Jahres an die Staatsanwaltschaft übergaben. Im Februar wurde bekannt, dass sich die Untersuchungen unter anderem gegen Jürgen Fahr, Mitglied der Geschäftsleitung der Mercedes-Vertriebsorganisation in Deutschland, und gegen den Leiter der Daimler-Benz-Niederlassung Hamburg, Walter Missing, richten. Beiden wurde inzwischen gekündigt. Auch der Leiter der Leipziger Niederlassung, Siegbert Zeh, wurde freigestellt. Schließlich werde ebenfalls gegen den Leiter einer Niederlassung in Baden-Württemberg ermittelt, berichten verschiedene Medien. Ende vergangenen Jahres hatte der Konzern schon seinen Deutschland-Vertriebsleiter für Mercedes-Pkw, Eckhard Panka, in den vorzeitigen Ruhestand verabschiedet. Pankas Fall liegt allerdings etwas anders als die zuvor genannten. Er soll Mitarbeiter der Bauabteilung von Daimler-Chrysler beim Hausbau einer Freundin auf Mallorca eingesetzt haben. Auf diesen Fall waren Steuerfahnder 2001 aufmerksam geworden. Später stellte die Konzernrevision fest, dass ein Bau-Mitarbeiter mindestens fünfzehn Mal auf Kosten des Unternehmens auf die Ferieninsel geflogen war. Panka zahlte zwar den entstandenen Schaden von rund 20.000 Euro zurück. Gehen musste er trotzdem. System oder mangelndes Unrechtsbewußtsein? Auch um Dieter Zetsche, heute Chef von Chrysler und möglicher Kandidat für die Nachfolge des Konzernchefs Jürgen Schrempp, ranken sich Gerüchte. Angeblich soll er von Graumarktgeschäften gewusst haben. Das behauptet jedenfalls ein vom Stuttgarter Landgericht verurteilter Spediteur. Er sagte, er habe 1.800 Luxuswagen für den eigenen Bedarf gekauft und dann im Ausland veräußert. Der Konzern hätte auf diese Weise schlecht laufende Modelle abgesetzt und die Zulassungszahlen verbessert. Daimler-Chrysler wies diese Vorwürfe scharf zurück. Auch Zetsche hatte in dem Prozess in seiner damaligen Funktion als Vertriebsleiter ausgesagt, er habe von Graumarktgeschäften nichts gewusst. Daimler-Chrysler verkaufe generell nicht an Wiederverkäufer. Alle genannten Fälle hängen offenbar nur indirekt miteinander zusammen; ein großes System steckt wohl nicht dahinter. Doch das Unrechtsbewusstsein mancher Mercedes-Mitarbeiter scheint nicht sehr ausgeprägt zu sein. Über die Schadenshöhe gibt es schließlich noch keine gesicherten Informationen. Letztlich geht es bei den Verfahren aber weniger um Geld als vielmehr um die Glaubwürdigkeit des Konzerns. Eckhard Cordes, Daimler-Chrysler-Vorstand und Chef der Mercedes Car Group, will deshalb hart gegen Manager vorgehen, die in die eigene Tasche gewirtschaftet haben. Der ZEIT sagte Cordes: \"Wir tun, was notwendig ist - auch wenn es Schlagzeilen zur Folge hat. Denn es geht um die Unternehmensethik.\" Deshalb übergebe der Konzern Betrugsfälle auch an die Staatsanwaltschaft. Wirtschaftlich hat das Unternehmen zudem noch ganz andere Probleme. Bei 3,5 Prozent lag die Umsatzrendite im vergangenen Jahr, nur halb so hoch wie beim Konkurrenten BMW. Der Absatz sank in den ersten beiden Monaten des Jahres um vierzehn Prozent. Bis 2007 will Cordes, der sich ebenfalls Hoffnungen auf die Schrempp-Nachfolge macht, die Rendite auf sieben Prozent steigern. Da müssen Fälle wie die der betrügerischen Vertriebsmanager schnell vom Tisch.

Quellen:
TV

dieser Artikel wurde geschrieben von Fabsen

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